Kosten für die Webentwicklung von CMS, Online-Shops & Co.
Content-Management-Systeme und Online-Shops gibt es kostenfrei als Open Source. So könnten Sie denken, dass die Kosten für die Webentwicklung von Content-Management-Systemen, Online-Shops, Webanwendungen, Apps & Co. wenig Geld kostet, oder?
Ein Fachartikel von Markus Mattscheck
Es gibt mehrere Aufgaben beim Einrichten eines Content-Management-Systems. Was Sie in Eigenregie übernehmen und was Sie machen lassen, bleibt Ihnen überlassen:
- Sie müssen das Content-Management-Systeme oder den Online-Shop erst einmal auf einem Webserver installieren. Und hier kommen Viele schon an ihre technischen Grenzen. Viele Hosting-Anbieter bieten diese Open-Source-Anwendungen vorinstalliert an. Hier können Sie mit wenigen Klicks das Content-Management-Systemen oder den Online-Shop zum Laufen bringen.
- Die Anwendung ist noch nicht gestaltet. Sie müssen also die Templates (engl. Schablonen) von Startseiten, Übersichtsseiten, Kategorieseiten, Detailseiten, etc. selber gestalten. Hierfür benötigen Sie oft auch technisches Know-how und Erfahrungen in HTML, CSS, PHP, Java & Co.
- Wollen Sie Ihr Content-Management-Systemen oder den Online-Shop individuell anpassen, müssen Sie sich erst recht mit HTML, CSS, PHP, Java & Co. auskennen.
Und schon kommen Webagenturen ins Spiel. Sie sind Spezialisten und bieten die Einrichtung oder Webentwicklung von Webanwendungen als Dienstleistung an. Und das kostet Geld.
Welche Kosten fallen an?
Die Art der Kosten ist natürlich abhängig von Ihren Anforderungen. Wollen Sie ein bestehendes System anpassen oder neu einrichten? Wollen Sie Ihre individuellen Anforderungen umsetzen lassen? All das kann auf die Art und Höhe der Kosten für Webentwicklung einen großen Einfluss haben.
Wofür fallen Kosten in der Webentwicklung an?
- Konzeption
- Beratung
- Webdesign
- Entwicklung
- Individualisierung
- technische Implementierung
In einem Lastenheft legen Sie die Anforderungen für Ihr Content-Management-System, Online-Shop, Webanwendungen, App, etc. so detailliert wie möglich fest. Hieraus können Ihnen Webagenturen Angebote erstellen. Mehr Inmformationen zum Lastenheft und dessen Inhalt erhalten Sie im Artikel "Lastenheft: Anforderungen für die Webentwicklung definieren"
Was kostet ein Online-Shop?
Die Einrichtung eines kleinen Online-Shops ohne individuelle Anpassungen können Sie bereits ab ca. 1.000 Euro in Auftrag geben. Mittlere und größere Online-Shops, bei deren Webentwicklung auch Ihre individuellen Anforderungen berücksichtigt werden, können weit über 10.000 Euro kosten.
Und natürlich gibt es neben den Open-Source-Systemen wie Magento, OsCommerce, opencart oder xt:Commerce auch kostenpflichtige Online-Shop-Systeme. Die Kosten berechnen sich nach Lizenz, Anzahl der eingestellten Produkte oder nach Umsatz im Online-Shop. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie Support bieten und auch für „Nicht-Techniker“ sofort nutzbar sind.
Was kostet ein Content-Management-System?
Ebenso wie bei Shop-Systemen sind auch die Preise für die Einrichtung oder Anpassung von Open-Source-Content-Management-Systeme sehr individuell. Und auch hier gibt es kostenpflichtige Content-Management-Systeme, die für „Nicht-Techniker“ nutzbar sind.
Bleiben wir aber bei den Kosten für Open-Source-Content-Management-Systeme. Marktführende Open-Source-Content-Management-Systeme sind WordPress, Typo3, Drupal, Magnolia oder Joomla.
Die Kosten für Einrichtung und Anpassung variieren ebenfalls sehr stark. Ein einfaches WordPress-System können Sie schon ab 500 Euro in Auftrag geben. Bei Content-Management-Systemen mit vielen Erweiterungen, für viele Sprachen oder individuelle Anpassungen kann die Webentwicklung auch mittlere 5-stellige Beträge kosten.
Was kostet individuelle Webentwicklung?
Bei der individuellen Webentwicklung gibt es fast keine Richtwerte, die ich Ihnen nennen kann. Denn wie der Name schon sagt, sie sind individuell.
Grundsätzliches zu den Preisunterschieden
Diese Preise variieren natürlich von Webagentur zu Webagentur. Für ähnliche Leistungen können die Unterschiede oft über mehrere tausend Euro betragen. Aber hier ist Geiz fehl am Platz. Wenn Sie an der falschen Stelle sparen, dann wird sich das langfristig rächen. Haben Sie auf eine Lösung gesetzt, die nicht ausbaufähig ist, dann können Sie später eventuell noch einmal von vorne anfangen. Oder Sie haben auf Funktionen verzichtet, die Ihnen die Arbeit mit Ihrem Online-Shop oder Content-Management-System erleichtern würden. Dann haben Sie zwar Kosten für die Webentwicklung gespart, aber Sie haben durch die fehlende Funktion permanent mehr Aufwand bei der Pflege Ihrer Seiten.
Tipps zu den Kosten für Webentwicklung
- Nehmen Sie sich Zeit für die Suche nach einer passenden Webagentur. Gehen Sie nicht nur nach dem Preis, sondern schauen Sie, wo Sie gut beraten werden und welche Internetagentur gute Referenzen vorweisen kann. Lesen Sie hierzu den Artikel „Webagenturen finden: Tipps für die Suche nach Internetagenturen“ und "Agenturpitch: Der Auswahlprozess für Agenturen".
- Setzen Sie auf ein ausbaufähiges System. Sonst müssen Sie unter Umständen alles noch einmal entwickeln lassen.
- Marktführende Open-Source-Systeme sind nicht immer die beste Wahl. Lassen Sie sich beraten. Gute Webagenturen vergleichen Open-Source-Systeme und wählen das System aus, das zu Ihren Anforderungen passt.
- Priorisieren Sie die Anforderungen und Funktionen in Ihrem Online-Shop oder Content-Management-System. Was muss sofort funktionieren und was kann später entwickelt werden?
Tipps vom Experten zu den Agenturkosten für Content-Management-Systeme, Online-Shops, Webanwendungen, Apps & Co.
Martin Stoll ist Geschäftsführer der mindworks GmbH, einer Spezialagentur für professionelle PHP-Softwareentwicklung in Hamburg. Die technische Entwicklung von Onlinemarketing-Praxis wird durch die mindworks GmbH durchgeführt. Als Geschäftsführer einer Webagentur kann er Ihnen noch einige Tipps zu den Kosten bei Webprojekten geben.
Was sind Ihre Argumente, wenn Kunden die Kosten für ein angepasstes Content-Management- oder Online-Shop-System für utopisch halten?
Martin Stoll: Jedem, der den Aufwand der Anpassung von Massenprodukten unterschätzt, empfehle ich, es einfach einmal selbst zu versuchen. Im Ernst: Im Vergleich zu vollständig individuell entwickelten Systemen, birgt Standardsoftware ganz eigene Risiken: Mit der Leistungsfähigkeit der Systeme steigt auch ihr Komplexitätsgrad. Je komplexer die Systeme sind, desto weniger Menschen kennen sich gut mit ihnen aus. Soll eine Standardsoftware zum Einsatz kommen, würde ich immer empfehlen, zu einer Agentur zu gehen, die sich auf ein Produkt spezialisiert hat und dadurch sehr viel Erfahrung mit diesem System vorzuweisen hat. Ein solcher Anbieter kann mit „seinem“ System sehr effizient und damit kostengünstig arbeiten. Das Problem hier ist aber, dass für mich alles wie ein Nagel aussieht, wenn ich einen Hammer in der Hand habe. Soll heißen: Es fehlt der objektive Blick. Nach meiner Erfahrung ist es fast unmöglich, am Markt eine fundierte objektive Beratung dazu zu erhalten, welche Standardsoftware für mein Projekt am besten geeignet ist. Und hier komme ich zurück auf die Frage: Nach einer Recherche bleiben immer mehrere Konkurrenzprodukte übrig. Ich empfehle, nicht viel Kraft in die perfekte Wahl zwischen diesen Systemen zu stecken, sondern zügig zu entscheiden und mit den Konsequenzen umzugehen: Jedes System hat seine Schwächen und die Aufgabe liegt darin, mit diesen konstruktiv umzugehen und ggf. Lösungen zu schaffen. Im Gegensatz zu Individualsoftware kann die Umsetzung bestimmte Anforderung mit einer Standardsoftware schnell zu einer Reise ins Unbekannte werden – dann steigen die Projektrisiken sprunghaft. Ganz anders als bei der Individualentwicklung empfehle ich bei der Arbeit mit Massenprodukten, das Konzept direkt an den Features der Software auszurichten. Andersherum wird es mit Standardsoftware schnell unwirtschaftlich.
Welche Möglichkeiten gibt es, wenn die Kosten das Budget des Kunden sprengen?
Martin Stoll: Ich empfehle immer, eine klare Vision des eigenen Produkts zu entwickeln und das Konzept für die erste Ausbaustufe dann auf den innersten Kern, das minimal viable product (MVP), zu reduzieren. Nun gilt es, eine schwere Entscheidung zu treffen: Wenn ich eine Standardsoftware finde, die das Featureset meines MVP abdeckt, kann ich relativ kostengünstig mit dieser Standardsoftware starten – besonders dann, wenn ich bereit bin, die einhergehenden Einschränkungen zu akzeptieren und mich im vom Hersteller offiziell vorgesehenen Rahmen zu bewegen. Ich muss mir dann aber im Klaren darüber sein, dass ich später, wenn sich das Produkt in der Breite weiterentwickeln soll, voraussichtlich die Plattform werde wechseln müssen, was technisch einer Neuentwicklung gleichkommen wird. Technisch, wohlgemerkt, denn die inhaltlichen und Usability-Konzepte können übernommen werden, wenn sie sich bewährt haben. Wenn dies klar und im Businessplan berücksichtigt ist, empfehle ich, das jeweilige Geschäftsmodell mit Standardsoftware zu testen.
Warum sind die Kosten je nach Agentur so unterschiedlich?
Martin Stoll: Es gibt sehr vielfältige Motive, einen bestimmten Preis anzusetzen. Grundsätzlich gibt es zwei Strategien, nämlich die, einen niedrigen Preis zu nennen und dabei eigentlich mehr oder weniger auf der Hand liegende, aber vielleicht nicht explizit genannte, Anforderungen zu „vergessen“ – eine Art Salamitaktik. Dieser Ansatz verspielt früher oder später viel Vertrauen. Wir versuchen hingegen, alle Anforderungen herauszufinden und in unsere Kalkulation einzubeziehen. Um zu verhindern, dass der Kunde bei Eingang unseres Angebots „vom Stuhl fällt“, schlagen wir immer vor, sich zunächst auf die Kernanforderungen zu konzentrieren, die für die erste Launchversion essenziell sind. Dennoch bleibt für den Kunden und damit für uns immer eine Herausforderung, dass die grundlegende Architektur immer einen relativ großen Kostenpunkt mit relativ geringem offensichtlichem Nutzwert darstellt. Ist dieser Punkt erstmal überwunden und liegt ein sauberes Fundament, sind Erweiterungen in der Regel mit verhältnismäßig überschaubarem Aufwand und in entsprechend kurzer Zeit umgesetzt. Achja, Motive für die Preisgestaltung: Verfügbarkeit von Kapazitäten: Habe ich viel zu tun, lasse ich mich nicht auf einen Preiskampf ein – und umgekehrt. Kooperation: Habe ich das Gefühl, dass der Kunde anstrengend ist, entstehen womöglich Kosten, die der Kunde nicht bereit sein wird zu tragen – auch ein Faktor, der in die Kalkulation einfließt. Technologie-Strategie: Wünscht der Kunde eine Technologie, in die ich mich einarbeiten muss, die aber nicht in mein strategisches Portfolio passt, muss ich mir die Einarbeitung voll bezahlen lassen – und umgekehrt. Referenzenaufbau: Möglicherweise möchte ich in einer bestimmten Branche eine Kundenreferenz aufbauen und bin daher bereit, mit einem niedrigen Angebot zu investieren. Und, und, und, …
Was soll ein Kunde tun, wenn er vier Angebote eingeholt hat, die sich preislich stark unterscheiden?
Martin Stoll: Konfrontieren Sie die Anbieter mit dem Gefälle und bitten Sie sie, Stellung zu nehmen. Erstellen Sie eine anonyme Matrix der angebotenen Leistungen und lassen Sie sie von den Anbietern vervollständigen und kommentieren. Sie müssen unbedingt die Ursachen für die Unterschiede herausfinden, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können. Hören Sie dabei aber auch auf Ihr Bauchgefühl!
Fazit
Wer keine großen Anforderungen hat, den bieten Webagenturen fertige Content-Management-Systeme oder Online-Shops schon für 500 bis 1.000 Euro. Entsprechen die Anforderungen nicht dem Standard und sind mit viel Aufwand bei den Webagenturen, müssen Sie mit Kosten im 5-stelligen Bereich rechnen. Wichtig ist, wer am falschen Ende spart, zahlt doppelt.
Über Markus Mattscheck
Betreiber und Chefredakteur von Onlinemarketing-Praxis
Markus Mattscheck ist in seinen Tätigkeitsfeldern bereits seit 1995 fest mit dem Internet verdrahtet und verfügt über eine umfassende Marketing-Expertise. Sein Kommunikations- und PR-Background verbindet er mit seinem hohen Grad an technischem Know-how und entwickelt daraus ganzheitliche Onlinemarketing-Strategien. Dieses Wissen teilt er als Autor und schreibt praxisnah und verständlich über Fachthemen aus vielen Bereichen des Onlinemarketings.