Grundlagen zu Headless Commerce

Headless Shopsysteme im E-Commerce

Die Zeiten, in den denen das Online-Shopping weitgehend am Desktop-PC durchgeführt wurde, sind lange vorbei. Durch die immer stärkere Nutzung von Tablets und vor allem Smartphones mit schnellen Internetverbindungen, kommt es heutzutage zu vielfältigen Berührungspunkten zwischen dem Online-Shop und seinen Kunden in Bezug auf das Frontend der jeweiligen Shop-Plattform. Dennoch sind zahlreiche Shopsysteme nach wie vor auf die reine Desktop-Ansicht ausgerichtet. Headless Shopsysteme bieten für diese neuen Rahmenbedingungen neue Möglichkeiten mit deutlichen Vorteilen.

 

Dabei kann die Bezeichnung „Headless“, also kopflos, zunächst für den eingefleischten Online-Shop Betreiber falsche Assoziationen hervorrufen. Denn die der Namensgebung zugrundeliegende IT-Architektur, bedient sich dabei einer Struktur, welche die beiden Bereiche des Backends und des Frontends voneinander getrennt verwaltet. Hierauf basieren nämlich die Headless Shopsysteme und ebenso Headless CMS-Systeme (Content-Management-Systeme).
 

Ein Fachartikel von Markus Mattscheck

Headless Shop-Architekturen – wie funktionieren sie genau?

Für gewöhnlich sind in Shopsystemen Frontend und Backend miteinander insofern verknüpft, dass Änderungen in der einen Umgebung, automatisch Veränderungen in der anderen Umgebung zur Folge haben. Headless Shopsystem Lösungen erlauben hier eine nicht zwangsläufig gekoppelte Codierung.

 

Anstelle eines Gesamtpaketes aus Frontend und Backend, werden mithilfe von APIs (Programmierschnittstellen) flexible Insellösungen erzeugt, welche miteinander kommunizieren können, also ein unabhängiger Datenaustausch ermöglicht wird.

 

Headless Commerce

 

Das heißt, dass Veränderungen in der Frontend-Umgebung der Shop-Struktur keine unmittelbaren Veränderungen im Backend bewirken müssen. Hieraus folgt eine nunmehr große Flexibilität in Bezug auf die Darstellung des Shop-Systems nach außen.

Die Unterschiede zwischen Headless – und traditionellen Online-Shopsystemen

Wie bereits beschrieben, sind in traditionellen Shopsystemen Backend und Frontend für gewöhnlich streng miteinander gekoppelt, und die einzelnen Bestandteile des Shops stammen von einem Anbieter. Die Implementierung neuer Funktionalitäten kann daher einen erhöhten Aufwand mit sich bringen, da Veränderungen im Frontend Code-Anpassungen im Backend erfordern, und umgekehrt. Headless Architekturen bieten hier entscheidende Vorteile. So können beispielsweise Suchfunktion, der Check-Out Prozess oder die Produkt-Datenbank von verschiedenen Anbietern genutzt bzw. programmiert werden.

 

Ermöglicht wird diese separate Bearbeitungsmöglichkeit durch eine sogenannte API (Application Programming Interface) –Schnittstelle, welche die Daten-Kommunikation zwischen den einzelnen Anwendungen rationalisiert und somit vereinfacht. Shopbetreiber können somit stärker und unkomplizierter notwendige und kundenorientierte Anpassungen am Frontend herbeiführen, ohne aufwändige technische Korrekturen am funktionierenden Backend vornehmen zu müssen.

Die wichtigsten Vorteile von Headless Shopsystemen

Nachdem die maßgeblichen Unterschiede beider Shop-Strukturen vorgestellt sind, blicken wir noch auf einige konkrete Vorteile der Headless Shop-Architektur:

  • Maximale Flexibilität für den Shop-Betreiber: Durch die weitgehende Entkopplung von Frontend und Backend, kann bei beiden Entwicklungsumgebungen die bestmögliche Performance hergestellt und entsprechend angepasst werden.
  • Individuelle Einkaufserlebnisse: Ob über den Desktop-PC, das Smartphone, Social-Media-Kanäle oder Anwendungen im Rahmen des Internet of Things (IoT). E-Commerce findet heutzutage auf vielfältigen Anwendungslösungen statt. Mit Headless Shopsystemen lässt sich für jeden Kunden auf jeder Plattform bzw. über verschiedene Touchpoints, über die er mit dem jeweiligen Unternehmen in Kontakt tritt, das optimale Einkaufserlebnis darstellen.
  • Schnelligkeit und Reagibilität: in der Welt des E-Commerce entstehen ständig neue Trends. Schnell, pragmatisch und kundengerichtet auf diese Entwicklungen reagieren zu können, bringt in diesem kompetitiven Umfeld klare Wettbewerbsvorteile mit sich.
  • Innovation: Das Einbinden neuer Anwendungsoberflächen hinsichtlich neuer oder zu optimierender Touchpoints (Berührungspunkte zwischen Unternehmen und Kunden) , beispielsweise aufgrund von neuen Funktionalitäten, geänderten rechtlichen Rahmenbedingungen und Ausdehnung der Shop-Verfügbarkeit in internationalen Märkten, ist somit viel weniger arbeitsintensiv als bei traditionellen Shop-Lösungen. Es bedarf keiner Änderung der gesamten Shop-Logik. Lediglich eine weitere Insellösung wird implementiert oder bedarfsgerecht optimiert.

Häufige Fragen zu Headless Shopsystemen

Sven Poliwoda von der TYPO3 Agentur 3m5 aus Hamburg gibt nachfolgend Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Thema Headless Shopsysteme.

 

Wie viel kostet es, eine Headless-Commerce-Lösung zu betreiben?

Headless-Commerce-Lösungen können überaus vielschichtig sein, wodurch sich die Kosten besonders anfangs oftmals nur schwer kalkulieren lassen. Je nach Größe, Komplexität sowie den Ansprüchen des Händlers bedarf es im laufenden Betrieb vielfach eines Frontend-Entwicklers oder eines ganzen Entwicklungsteams, welches die gewünschten Änderungen und notwendigen Wartungsarbeiten durchführt. Vieler Dienstleister haben jedoch unterschiedliche Komplettpakete im Angebot, die sowohl Änderungen als auch Wartungsarbeiten im Zuge einer monatlichen oder jährlichen Flatrate ermöglichen.

 

Ist Headless Commerce zukunftssicher?

Der Einsatz einer Headless-Architektur bietet maximale Flexibilität. Im Gegensatz zu monolithischen E-Commerce-Plattformen entkoppeln Headless-Commerce-Lösungen die Präsentationsebene und das Backend. Dadurch wird es möglich, einzelne Teile des Systems getrennt zu entwickeln und Systemausfälle zu minimieren. Zudem hat diese Art der Architektur einen positiven Einfluss auf die Performance und ermöglicht die schnelle Integration neuer Komponenten. Wird beispielsweise das Warenkorb-Icon im Webshop umgestaltet, so sind sowohl das Backend als auch die zugehörige App von dieser Änderung nicht betroffen und benötigen keine neue Softwareversion. Die hohe Verfügbarkeit und einfache Anpassbarkeit steigert die Kundenzufriedenheit und macht Headless Commerce gleichzeitig überaus zukunftssicher.

 

Wie unterstützt Headless Commerce Omnichannel?

Das Ziel von Omnichannel-Strategien ist es, Geschäftsmodelle zu entwickeln, die ein einheitliches Kundenerlebnis schaffen. Dabei ist es gleichgültig, ob die Kunden im lokalen Geschäft, im Webshop oder über die zugehörige App einkaufen. Um diese Anforderungen umzusetzen, bedarf es detaillierter Planung und moderner Technologielösungen. Die Headless-Commerce-Architektur trennt die Präsentationsebene und das Backend. Dadurch wird es möglich, unterschiedliche Frontends parallel über ein Backend zu bedienen. Der Ansatz ist somit perfekt für Omnichannel-Strategien geeignet, wobei es durch die Entkopplung möglich wird, jeden Kanal nach Bedarf zu optimieren und anzupassen. Dieses Vorgehen eröffnet neue Wachstumschancen und verbessert zudem die Kundenbindungsrate.

 

Warum sollten Sie sich für Headless interessieren? Werden die Kunden einen Unterschied bemerken?

Headless Design sorgt für mehr Stabilität, einfachere Wartbarkeit und höchstmögliche Flexibilität. Unternehmen profitieren zudem davon, dynamisch auf geänderte Kundenanforderungen reagieren zu können. Neue Features, Funktionen und Designs lassen sich hierbei passgenau auf die unterschiedlichen Channels ausspielen, ohne unerwünschte Wechselwirkungen oder langwierige Systemausfälle. Dies ermöglicht eine schnellere Markteinführung und rascheres Wachstum.

 

Wie kann ich zu Headless-Commerce-Lösungen wechseln?

Um die vorhandene Systemarchitektur auf eine Headless-Commerce-Lösung umzustellen, empfiehlt es sich, eine genaue Anforderungsanalyse durchzuführen und bei Bedarf einen professionellen Anbieter zu beauftragen. Die vollständige Einführung eines Headless-Commerce-Systems kann durchaus zeitaufwendig und kostenintensiv sein, wobei einige Dienstleister bereits über vorgefertigte Komponenten verfügen, die lediglich an die Wünsche des Kunden angepasst werden müssen.

Fazit

Klar ist, All-in-One Software Lösungen sind nach wie vor beliebt. Auch bezüglich E-Commerce Shop-Systemen haben Sie weiterhin Ihre Daseinsberechtigung. Sind beispielsweise die visuellen Anforderungen eines Shops eher gering und konzentriert sich der jeweilige Shop-Betreiber etwa auf eine ganz bestimmte Zielgruppe oder nur wenige Touchpoints bei seiner Angebotsdarstellung, bieten traditionelle Shop-Strukturen eine weiterhin adäquate Anwendungslösung. Dies ist jedoch gerade in Bezug auf größere Unternehmen und Shops, welche auf möglichst vielen und variabel gestalteten Absatzkanälen schnell und flexibel die technischen Voraussetzungen und Gegebenheiten auf sich verändernde Erwartungs- und Anforderungsprofile anpassen möchten. Um individuelle CMS Systeme aufzusetzen ist es sinnvoll Experten zur Rate zu ziehen. Hier sind traditionelle Shopsysteme im Nachteil und aufgrund der technischen Grundausrichtung schwerfällig zu optimieren. Mit Headless Shopsystemen haben Händler nun die Möglichkeit, alle Komponenten, die einen erfolgreichen Online-Shop ausmachen, schnell, bedarfsgerecht und individuell anzupassen sowie gleichzeitig die Funktionalität über die angesprochenen API-Schnittstellen rasch zu implementieren und zu testen.

Über Markus Mattscheck

Markus MattscheckBetreiber und Chefredakteur von Onlinemarketing-Praxis

 

Markus Mattscheck ist in seinen Tätigkeitsfeldern bereits seit 1995 fest mit dem Internet verdrahtet und verfügt über eine umfassende Marketing-Expertise. Sein Kommunikations- und PR-Background verbindet er mit seinem hohen Grad an technischem Know-how und entwickelt daraus ganzheitliche Onlinemarketing-Strategien. Dieses Wissen teilt er als Autor und schreibt praxisnah und verständlich über Fachthemen aus vielen Bereichen des Onlinemarketings.

Headless Shopsysteme im E-Commerce
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