Google+ im B2B - Brauchen Unternehmen Circles und Pages?
Seit 2011 gibt es einen neuen Mitspieler im Reich der sozialen Netzwerke: Google hat mit Google+ eine Plattform geschaffen, die mehr sein will als bloß „ein weiteres Facebook“. Dort sollen nicht nur – ähnlich dem Facebook-Prinzip – „Likes“ und „Shares“ einfacher gemacht werden, vielmehr soll Google+ DIE zentrale Schnittstelle aller Google-Produkte werden. Und an der Art und Weise, wie man beim Suchmaschinen-Betreiber die Aufgaben angeht und Google+ in die verschiedenen Dienste integriert bzw. diese wiederum mit dem Netzwerk verknüpft, erkennt man, dass Google sein eigenes Schicksal auch stark mit dem von Google+ verbindet.
Ein Fachartikel von Maik Bruns
Eines der größten Unterscheidungsmerkmale zu Facebook sind dabei die „Circles“ (dt. Kreise). Diese ermöglichen zielgerichtete Kommunikation innerhalb bestimmter Personengruppen, indem einzelne Personen in frei definierbare Kreise einsortiert werden können. Eine Person, der man folgt und die einem selber folgt, kann dabei auch mehreren Kreisen angehören. So ist es nicht nur möglich, eingehende Nachrichten im Stream auf bestimmte Kreise einzugrenzen, sondern im Umkehrschluss auch möglich Informationen nur mit bestimmten Kreisen zu teilen.
Aber auch andere Möglichkeiten von Google+ haben ihren Reiz. „Hangouts“ beispielsweise ermöglichen einen Gruppen-Chat auch per Video mit bis zu neun Personen, mithilfe der „Events“ lassen sich Einladungen zu Veranstaltungen erstellen und vieles mehr.
Nutzer und Nutzung
Wer nutzt Google+ aktuell? Die Zahlen verheißen zunächst recht Gutes. Laut Google haben inzwischen weit über 200 Millionen Menschen einen Google+-Account. Das liegt nicht zuletzt an der aggressiven Strategie, die man in Mountain View, der Zentrale des Suchmaschinenbetreibers, fährt. Denn mit jedem neuen eröffneten Google-Mail-Konto ist zwingend die Eröffnung eines Google+-Profils verbunden.
Aber bekanntermaßen sind Kontoinhaber nicht gleich Nutzer. Und die Zahlen für die Nutzung sehen aktuell weniger euphorisch aus. Es gibt allerdings ein paar Oasen, in denen das Netzwerk rege genutzt wird: Beispielsweise tauschen sich Fotografen im Netzwerk stark untereinander aus, auch Internetmarketer finden sich viele. Abhängig vom Themengebiet sind erfreulicherweise auch im B2B-Sektor viele Dienstleister und Anbieter dabei.
Als Unternehmen bei Google+
Dabei muss allerdings auch noch in der Art der Nutzung unterschieden werden. Denn es stehen grundsätzlich zwei Möglichkeiten offen, das Netzwerk zu nutzen: entweder mit einem persönlichen Account oder als Unternehmen, etwa mit einer so genannten Unternehmensseite. Beide lassen sich sehr gut miteinander kombinieren: Während mithilfe der Circles auch ein persönlicher Account sehr gut sowohl für berufliche Zwecke als auch für private Kommunikation genutzt werden kann, lassen sich auf der Unternehmensseite – speziell natürlich bei mittleren und großen Unternehmen – die „offiziellen“ Informationen unterbringen.
Unternehmensseite bei Google+ im B2B
Auch die Unternehmensseite kann dabei auf die Vorteile der Circles zurückgreifen. Denn jede Person, die die Unternehmensseite in Circles aufgenommen hat, lässt sich wiederum vom Unternehmen in dessen Circles einsortieren – zum Beispiel „Kunden“, „Lieferanten“, „Presse“ usw. So lassen sich wiederum zielgerichtet an bestimmte Kreise Informationen verbreiten.
Google+ Local Pages
Eine weitere Möglichkeit, das eigene Unternehmen bei Google+ zu zeigen, sind die so genannten Google+ Local Pages. Diese sind der offizielle Nachfolger der Google Places und bieten vor allem für lokale Anbieter die Chance, den eigenen Standort mit Fotos, Infos zu Öffnungszeiten, Kontaktmöglichkeiten etc. zu präsentieren. Vielfach sind die neuen Profile bereits vorhanden, denn die in den Places hinterlegten Informationen sind vor kurzem vollständig und von vielen unbemerkt in die Google+ Local Pages übernommen worden. Selbst, wer bislang noch kein eigenes Places-Profil angelegt hatte, wird sehr wahrscheinlich schon eines haben. Denn grundlegende Informationen holt sich Google regelmäßig aus den Gelben Seiten und legt im Zweifel ein Profil automatisiert an.
In Zukunft sollen die Local Pages und die Unternehmensseiten in Google+ übrigens auch miteinander verknüpft werden können. In Deutschland ist dies aber bislang noch nicht möglich.
Ein großer Vorteil der in Google+ integrierten Local Pages: Sie können unmittelbar mit dem Netzwerk geteilt und somit sichtbar werden. Wenn Kunden oder andere auf der Local Page eine Empfehlung abgeben, wird diese ebenfalls unmittelbar sichtbar für andere und kann so auch außerhalb von Google+ für eine bessere Wahrnehmung des Unternehmens sorgen.
Mehr Sichtbarkeit Unternehmen bei Google+ im B2B
Doch Google+ ist nicht als abgeschlossenes System konzipiert worden und somit ein stückweit auch für nicht angemeldete Benutzer zu sehen. Denn einige der auf den Unternehmensseiten verfügbaren Informationen werden auch in der Standard-Google-Suche sichtbar. Und das macht, neben dem kommunikativen Aspekt, auch einen gewissen Reiz bei der Nutzung aus.
Beispielsweise werden Google+-Unternehmensseiten bei korrekter Verknüpfung (Verlinkung von Google+-Seite zu Website und umgekehrt, siehe Hinweis zu „Direct Connect“ unter https://developers.google.com/+/plugins/badge/#connect) immer häufiger bei Suchanfragen nach der eigenen Marke oder dem Unternehmensnamen unmittelbar neben dem Eintrag auf Platz 1 eingeblendet und verschaffen dem Unternehmen so mehr Sichtbarkeit. Allerdings spielt dabei auch die Pflege des Profils eine Rolle, denn eine zwingende Voraussetzung für die Einblendung ist eine gewisse Aktivität auf der Unternehmensseite.
Mehr Sichtbarkeit für Autoren durch Google+
Ähnliches lässt sich erreichen, wenn man als Person schreibend im Netz unterwegs ist. Mithilfe einer beidseitigen Verknüpfung des persönlichen Google+-Profils mit der Seite, auf der eigene Inhalte abgestellt wurden, lässt sich erreichen, dass für diese Seite das Profilbild des Autors eingeblendet wird. Das bietet die Chance, sich für bestimmte Themengebiete als Experte zu zeigen. Gerade in Themengebieten, in denen sich sonst nur wenige Autoren tummeln, bietet das natürlich eine gute Chance auf höhere Sichtbarkeit.
Mit ihrem Google-Konto angemeldeten Benutzern werden zudem in der Web-Suche bevorzugt Ergebnisse von Menschen aus eigenen Circles gezeigt. Wenn also beispielsweise der Geschäftsführer eines Unternehmens von vielen Menschen „eingekreist“ wurde, wird diesen bei entsprechenden Suchanfragen ggf. eher ein Beitrag in den Suchergebnissen gezeigt, den besagter Geschäftsführer geschriebenen hat. Immer vorausgesetzt, dass die Verknüpfung zwischen Google+-Profil und Beitrag korrekt hergestellt wurde. Nähere Information dazu, wie das geht, sind unter https://plus.google.com/authorship oder auch http://www.suchradar.de/magazin/archiv/2012/1-2012/authorship-outing.php zu finden.
Strategie für Unternehmensseiten bei Google+ im B2B
Sollte ein Unternehmen eine Google+-Seite haben? Kurz gesagt: ja! Denn zunächst einmal verliert man nichts, wenn man eine Unternehmensseite anlegt. Und die potenziellen Vorteile, wie etwa die Möglichkeit auf höhere Sichtbarkeit und größere Einblendung in den Suchergebnissen, sind natürlich verlockend.
Die Profilseite sollte dabei möglichst detailliert und ansprechend ausgefüllt werden. Ob sie direkt Beiträge verfassen oder erst einmal beobachten wollen, bleibt Ihnen überlassen. Sollten Sie noch nicht aktiv werden, starten Sie lieber noch keine Werbekampagne für die Google+-Unternehmensseite. Denn eine Seite, die nicht aktiv ist, wirkt eher abstoßend als anziehend. Und das überträgt sich auch auf das Ansehen des Unternehmens. Wenn Sie aber schreiben: Machen Sie daraus keine Werbeveranstaltung. Denn wie bei Facebook gilt auch hier: Es geht um Kommunikation auf Augenhöhe mit den Adressaten.
Wenn man, wie mit einer Facebook-Seite, kommunikativ durchstarten möchte, bleibt im Anschluss an die Eröffnung der Google+-Unternehmensseite nur, viel Werbung dafür zu machen, um die Relevanz zu erhöhen. Dazu können natürlich Buttons auf der Website zum Einsatz kommen (etwa Google+ Badge, zu finden unter https://developers.google.com/+/plugins/badge/), E-Mail-Newsletter-Hinweise etc.
Ziele bei Google+ für Unternehmen
- Informationen rund um Ihren Themenschwerpunkt – keinesfalls nur Produktwerbung
- zielgerichtet Neuigkeiten aus dem Unternehmen anbieten (beispielsweise PR-Informationen mit Presse-Circle teilen)
- Kundensupport/Workshops mithilfe von Hangouts
- Bekanntheit steigern über teilenswerte Inhalte
- Umfragen zur Datengewinnung
- Ereignisse bekanntmachen und mit „Event“-Funktion dazu einladen (Jubiläum etc.)
- Suchmaschinen-Optimierung durch Möglichkeit der Einblendung der Google+-Seite in Suchergebnissen
Sechs Fragen zum Einsatz von Google+ im B2B
Wie bei jedem anderen Social-Media-Auftritt auch (etwa bei Facebook), sollte man sich selbst vor dem Angehen eines solchen Projektes auch folgende Fragen beantworten:
- Was sind die Ziele des Auftritts?
- Können verschiedene Zielgruppen über die Circles erreicht werden?
- Kann festgestellt werden, ob die Unternehmensseite „etwas bringt“? Was sind relevante Maßzahlen (zum Beispiel „Anzahl der ‚Fans‘“, „Anzahl der +1“ (analog Facebook-„Like“) oder „Shares“ eines Beitrages, „Besuche der eigenen Website nach Weiterleitung von Google+-Beiträgen“, …)?
- Können regelmäßig frische und interessante Inhalte geboten werden?
- Make or buy? Soll die Seite unternehmensintern betreut werden? Oder holt man sich einen professionellen Dienstleister ins Boot?
- Wie kann die Bekanntheit der Seite gesteigert werden?
Strategie für persönliche Profile bei Google+
Muss eine Privatperson eine Google+-Seite haben? Es kommt darauf an. Insbesondere, wenn die Person als Autor auftritt und auch die Chance besteht, im Netzwerk von Google+ häufig eingekreist zu werden, sollte darüber nachgedacht werden – nicht zuletzt wegen des oben erwähnten Autorenbildes neben den Suchergebnissen. Gerade im B2B-Bereich fehlt es häufig an Experten und konkreten Inhalten zu Themen, die gesucht werden. Daher ist hier öfter eine Lücke zu finden, die so zu eigenen Zwecken genutzt werden kann.
Unabhängig von der Einblendung eines Autorenbildes besteht natürlich jederzeit die Möglichkeit, von relevanten anderen Personen „eingekreist“ und als Instanz zu einem Thema wahrgenommen zu werden – vorausgesetzt, dass auch die passenden Inhalte geteilt werden.
Gute Beispiele für Unternehmensseiten im B2B
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Lufthansa Systems (https://plus.google.com/110758521466156692054/) stellt Lösungen und Dienstleistungen rund um IT-Systeme in der globalen Luftfahrtindustrie bereit und berichtet darüber unter anderem auf ihrer Google+-Unternehmensseite.
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„Wer liefert was?“ (https://plus.google.com/107726366746402202756): Auf den Google+-Seiten von „Wer liefert was?“ findet sich ein guter Mix aus Informationen, die für alle B2B-Unternehmen wichtig sind. Es wird neben konkreten Fallbeispielen auch über Unternehmensinternes geschrieben – und per Video werden bestimmte Anbieter aus der Lieferantensuchmaschine vorgestellt.
- talkabout communications (https://plus.google.com/110482632759514525916/) berät seine Kunden in Hinblick auf PR, Social Media und alles, was mit Kommunikation zu tun hat. Auf der offiziellen Google+-Präsenz möchte die Agentur über „das Agenturleben bei talkabout“ berichten, außerdem darüber „wer wir sind und was wir machen“. Auch eine Möglichkeit, das Unternehmen den Menschen näherzubringen.
Fazit
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Für Unternehmen im B2B kann ein Auftritt bei Google+ ein interessanter Faktor sein. Dabei kann entweder auf ein persönliches Profil gesetzt werden, um Bekanntheit und Sichtbarkeit von Personen zu steigern, die für das Unternehmen repräsentativ sind – oder auf eine Unternehmensseite, um auch die Chancen in Hinblick auf Suchmaschinen-Optimierung zu erhalten. Für beides gilt aber: Ohne eigene Aktivität verpuffen die positiven Effekte. Und bevor Sie durchstarten, machen Sie sich Gedanken dazu, wie Sie dort auftreten. Dennoch kann man sich mit einem angelegten Profil nichts verbauen. Im Gegenteil: Man kann so schon in Google+ reinschnuppern und ein Gefühl dafür bekommen, was wichtig ist und sich dann langsam steigern.
Über den Autor
Maik Bruns arbeitet als Berater für SEO und Social Media bei der Bloofusion Germany GmbH. Er ist einer der Autoren des Magazins suchradar und bloggt unter anderem auch im Blog der Internetkapitäne.